«Sind die Jungs und Mädels nicht zu alt für solchen Blödsinn?», fragte ich mich, als ich auf dem Campingplatz von Blavand (DK) eine Gruppe Jugendlicher beobachtete, welche mit einem Tretauto um die Wette fuhren und dabei lachten und grölten.

Kurz nachdem ich mir diese Frage gestellt hatte, musste ich mit Schrecken feststellen, dass ich doch schon viel verbohrter bin, als ich mich eigentlich eingeschätzt hätte. „Seit wann ist man denn zu alt um Spass zu haben?“ fragte ich mich.

Der persönliche Blickwinkel verändert sich schleichend

Es ist schon erstaunlich wie man im Laufe der Zeit, seinen Blickwinkel verändert und sich auch von der Gesellschaft und den Normen (ver)leiten lässt. Als 18-jähriger Bursche war es mir egal, was die Leute zu meinen langen Haaren, meinem braunen Gilette, welches einst meinen Urgrossvater gehörte, sagten und ob Janis Joplin, Steppenwolf oder Aretha Franklin jetzt gerade hip waren oder nicht.

Es kümmerte mich auch nicht, ob jemand ein Problem damit hatte, dass ich bis morgens um 4 Uhr im Ausgang war und am anderen Tag in der Berufsschule zwei Prüfungen schreiben musste. Wenn die Leistung stimmte und ich trotz Müdigkeit und, vielleicht einwenig verkatert, bei den Arbeiten Noten über 5,5 schrieb, sah ich darin kein Problem.

Doch irgendwann verblasste diese Gelassenheit. Dies passiert natürlich nicht schlagartig, sondern in einem schleichenden Prozess.

Geschäftlich übernimmt man immer mehr Verantwortung, repräsentiert ein Team oder sogar eine Abteilung oder man engagiert sich im Vorstand eines Vereines. Zudem trage ich heute, zusammen mit meiner Frau, die Verantwortung für unsere Töchter.

Vorbildfunktion

Als Eltern bedeutet dies auch immer wieder Vorbild zu sein und die Dinge vorleben, die man seinen Kindern predigt. Die Schwierigkeit hierbei ist, dass man einem Primarschüler nicht sagen kann, dass er/sie ausgeruht zur Schule gehen muss, während man selbst bis in alle Nacht unterwegs ist. Da kommt schnell die Frage auf, wieso Papa, denn nicht ausgeruht ins Büro gehen muss. Denn ob während der Arbeit gute oder schlechte Leistung erbracht wird, interessiert das Kind in diesem Zusammenhang nicht wirklich.

In dieser Situation sein „Ding“ durchzuziehen, ist nicht nur sehr egoistisch, sondern hat auch einen Einfluss auf das Leben anderen.

Ansonsten lern ein Kind sehr schnell dass man sich als Erwachsener nicht an selbst ausgesprochene Regeln halten muss. Auch ein Verein kann, unter dem sozial und gesellschaftlich nicht goutierten Verhalten, eines Mitgliedes leiden oder ein Team fühlt sich im Stich gelassen, weil der Teamleiter nur seine persönlichen Interessen verfolgt.

Es muss nicht immer jeder alles gutheissen, aber gerade als Vater, Führungsperson, Mitglied einer Partei oder im Vorstand eines Vereins, hat man auch gewisse Repräsentationspflicht und ich empfinde es nur als anständig, wenn man den Menschen, mit denen man Zusammenarbeitet, eine gewisse Achtung und Wertschätzung entgegenbringt, indem man sich nicht (allzu sehr) negativ äussert und seine Mitmenschen in Verlegenheit bringt

Die Schwierigkeit ist aber, dass man dabei nicht in ein Fahrwasser gerät, dass man so gar nicht möchte. Denn irgendwann belegt man sich selbst mit Einschränkungen, die vielleicht gar nicht notwendig wären und man projiziert sein persönliches, teils zu eng geschnürtes Korsett, auch auf andere, ohne das dazu eine Notwendigkeit bestehen würde.

Hinterfrage deinen Standpunkt und habe Spass

Wie viele Männer würden am liebsten auch noch mit der Carrera-Bahn der Tochter oder des Sohnes selbst spielen? Wie viele würden sich gerne einmal auf den Klettertürmen der heutigen Indoor-Spielanlagen nicht auch austoben wollen?

Doch die meisten getrauen sich nicht, weil das ja nur den Kindern vorbehalten ist und ein Erwachsener dies nicht zu tun hat. Wirklich? Ist es eine Konvention, die mir von der Gesellschaft aufgebürdet wird oder habe ich mir selbst diese Einschränkung erteilt?

Vielleicht sollten wir auch wieder einmel, und sei es nur für einen kurzen Moment, Kind sein und etwas tun, das wir schon lange nicht mehr gemacht haben. Zwischendurch einmal ausbrechen, um seinen Standpunkt zu hinterfragen und neu zu justieren ist sicherlich nicht das Schlimmste, dass man als Mensch machen kann. Dinge etwas lockerer sehen, auch wenn dabei einige Leute etwas ungläubig schauen, schaded auch nicht.

Aber das wichtigste: Egal was ihr macht, macht es mit einem Lachen…

In diesem Sinne: Ich setzt mich jetzt auch auf ein solches Trett-Auto und drehe eine Runde…

ddd

Einfach wieder einmal unbeschwert lachen und dabei die (selbst) auferlegten Hemmnisse hinter sich lassen.